24.07.19 - Wolfgang Heumer
Neue Technik und gewachsenes Vertrauen sichern Qualität und Frische

Roland Seeckt sorgt mit der nordwest Logistik GmbH bereits seit 80 Jahren dafür, dass die Köstlichkeiten der Meere ihren Weg auf unsere Teller finden.
WFB/Jörg Sarbach
Bremerhaven ist Deutschlands führendes Zentrum der Fisch- und
Lebensmittelwirtschaft. Die Branche ist überwiegend klein- und mittelständisch
strukturiert. Auch den Großen bietet die nordwest Logistik mit dem neuen
Umschlagszentrum einen effizienten und kostensenkenden Service: Das vor 80 Jahren gegründete Unternehmen
deckt vom Frisch- und TK-Lager bis zur Auslieferung ans Ziel die gesamte
Logistikkette ab, damit die empfindliche Ware sicher und schnell zum Kunden
kommt. Mit dem neuen Umschlagszentrum hat nordwest Logistik auch die eigenen
Abläufe und die Energieeffizenz der Anlagen im Fischereihafen optimiert.
Fünf Millionen Euro in modernes Kühl- und
Umschlagszentrum investiert
Im ersten Moment wirken die Temperaturen in der hell
erleuchteten Halle frisch, aber nicht fröstelnd kalt. „Aber hier sind es
tatsächlich nur zwei Grad über null“, sagt Roland Seeckt. „Dahinten sollten Sie
lieber nicht zu lange bleiben“, warnt er und deutet auf einen weiteren
Lagerraum, vor dem sich gerade eine viele Zentimeter dicke Spezialtür schließt:
„Das sind es minus 23 Grad.“ Für Seeckt sind solche Temperaturen selbst im
Hochsommer Alltag: Als Geschäftsführer leitet er die nordwest Logistik &
Spedition GmbH, die als Service-Unternehmen das zentrale Umschlagszentrum für
die Fisch- und Lebensmittelindustrie in Bremerhaven betreibt. Rund 80 Tonnen
Frischfisch, Meeresdelikatessen und Tiefkühlware werden hier täglich bewegt. Um
den hohen Qualitätsanforderungen an die Branche auch in den kommenden Jahren
gerecht werden zu können, hat das Unternehmen gerade fünf Millionen Euro in ein
neues Zentrum investiert. „Wir haben uns auf das Zeitalter der Logistik 4.0
vorbereitet, unsere internen Abläufe noch weiter optimiert und zugleich die
Energieeffizienz unserer Anlagen deutlich gesteigert“, sagt Björn Behrmann,
Vorstand der SVG nordwest eG, zu der die Bremerhavener Logistik-Spezialisten
gehören.

Das neue Umschlagzentrum der nordwest Logistik GmbH steigert Effizienz und senkt Kosten für die klein- und mittelständisch strukturierte Fisch- und Lebensmittelwirtschaft in Bremerhaven.
WFB/Jörg Sarbach
Kaum ein Lebensmittel erfordert einen höheren
Logistikaufwand als frischer oder tiefgekühlter Fisch. Zwischen der Ankunft der
Rohware bei den verarbeitenden Betrieben bis zum Weitertransport der fertigen
Produkte zum Handel oder Verbraucher im Binnenland sind nur wenige Stunden
Zeit. Angesichts der immer größeren Verkehrsdichte auf den Straßen zwischen
Nordseeküste und Alpenrand müssen die Kühl-Sattelzüge spätestens zu exakt
festgelegten Terminen in Bremerhaven vom Hof rollen. Und zumeist hat die Ladung
nicht einen zentralen Empfänger, sondern muss zum Teil kleinteilig an eine
Vielzahl von Kunden verteilt werden - selbstverständlich auch das „just in time“. „Natürlich müssen entlang der gesamten
Kühlkette die strengen Qualitätsvorschriften eingehalten und für jeden Schritt
dokumentiert werden“, betont Seeckt. Beanstandungen sind in der Fischwirtschaft
bislang so gut wie nie vorgekommen; sollte es trotzdem einmal passieren, muss
der gesamte Weg des Produktes bis zum Ursprung laut Gesetz rückverfolgbar sein.
Für diese komplexe Aufgabe bringt die nordwest Logistik
& Spedition GmbH jahrzehntelange Erfahrung mit. Das Unternehmen wurde vor
80 Jahren von acht Unternehmen als „Straßenverkehrs-Genossenschaft nordwest“
gegründet, um den sicheren und schnellen Transport von Frischfisch im
Bremerhavener Fischereihafen zu gewährleisten. Die Genossenschaft hat sich
längst zu einer Unternehmensgruppe entwickelt, zu der neben der nordwest
Logistik unter anderem mit der nordwest Factoring und Service GmbH sowie der
Assekuranz nordwest Vermittlungs GmbH eine Factoring-Bank und eine
Versicherungsberatung gehören. Geblieben ist aber die Struktur der Unternehmen,
für die die nordwest Logistik vor allem aktiv ist. „Die Fischwirtschaft ist
überwiegend klein und mittelständisch strukturiert“, erläutert Seeckt. Ihr
eigentliches Geschäft, die Verarbeitung von frischem Fisch und die Produktion
von Meeresdelikatessen beherrschen diese Unternehmen so gut wie kein anderer:
„Aber die Ware bis zum Transport zu lagern, sie zu kommissionieren, fachgerecht
zu verpacken und den Versand ins Binnenland zu organisieren, überlassen die
meisten lieber uns“, sagt Seeckt, „für das einzelne Unternehmen wäre es zu
aufwendig und letztlich unwirtschaftlich, sich um die Versandkette auch noch zu
kümmern.“ Selbst große Unternehmen, die über eigene Logistikbereiche verfügen,
greifen gerne auf die Dienstleistung von nordwest Logistik zurück.

Björn Behrmann, Vorstand der SVG nordwest eG, zu der die Bremerhavener Logistik-Spezialisten gehören.
WFB/Jörg Sarbach
Angesichts der stetig wachsenden Nachfrage nach Lagerfläche
im Kühl- und Tiefkühlbereich sowie nach Logistikdienstleistungen, entschlossen
sich die Bremerhavener Experten zu grundlegenden Investitionen. „Ursprünglich
war nur geplant, die Kapazitäten der
Anlage zu erweitern“, sagt Björn Behrmann, „weil wir nun auf großer Fläche neu
gebaut haben, können wir unsere Innovationen ohne Kompromisse umsetzen.“ Mit
einer neuen, 1500 Quadratmetern Halle weitete nordwest Logistik seine
Lagerkapazitäten deutlich aus, allein die Zahl der Stellplätze im
Tiefkühlbereich wuchs von 150 auf 400 Stück. Zugleich wurden 800 Quadratmeter
Bürofläche geschaffen, die überwiegend von branchen-nahen Unternehmen wie
beispielsweise einer großen Kühl-Spedition genutzt wird. Mit der neuen Halle konnten
auch die Abläufe dort deutlich verbessert werden. So wurde zum Beispiel die
händische Erfassung von Warendaten auf digitale Scan- und Labelverfahren
umgestellt. Die Digitalisierung ist ein Zukunftsthema für die nordwest
Logistik: Der Standort rüstet sich für die rasant wachsenden Anforderungen der
Lebensmittelwirtschaft in Sachen Flexibilität, Schnelligkeit und
Kontrollierbarkeit entlang der gesamten Supply Chain.
Dass der Neubau auf dem bisherigen Firmengelände bei
laufendem Betrieb in der der alten Anlage erfolgte, war während der Arbeiten
bislang eine Herausforderung für alle Beteiligten. Mittlerweile werden die
positiven Auswirkungen aber immer deutlicher sichtbar. In den nächsten Wochen
wird das Unternehmen die Zertifizierung nach den jüngsten Vorgaben des
International Featurerd Standard Food (IFS Food) abschließen. Dabei handelt es
sich um extrem strenge Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen des
Lebensmitteleinzelhandels an seine Lieferanten. „Damit leisten wir einen
wichtigen Beitrag, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden zu stärken, die die
Einhaltung dieser Standards gegenüber ihren Geschäftspartnern künftig
nachweisen müssen“, erläutert Behrmann. Natürlich verbesserte nordwest Logistik
auch die eigene Performance - die neue Lager wurden nach den jüngsten
Erkenntnissen mit besonders energiesparenden Technologien ausgestattet. Weil in
das Gebäude als Mieter auch Partnerunternehmen aus der Produktion und aus dem
Transport einziehen werden, spricht Seeckt bereits von einem „Ort der vernetzten
Kompetenz.“

Mit dem Neubau hat die nordwest Logistik ihre Kapazitäten ausgeweitet, um die Umschlagsleistung weiter zu steigern.
WFB/Jörg Sarbach
Das Ganze macht sich auch im Thema Beschäftigung bemerkbar.
Mit der Optimierung der Abläufe wuchsen auch Kapazitäten und Nachfrage,
deswegen werden die derzeit 20 Beschäftigten den neuen Aufgaben und
Anforderungen entsprechend qualifiziert und die Belegschaft zunächst um fünf
Köpfe aufgestockt. Das Ziel ist ehrgeizig, verdeutlicht aber das Potenzial, das
sich nordwest Logistik durch den Neubau geschaffen hat: „Wir wollen mit 20
Prozent mehr Personal die doppelte Umschlagleistung erbringen“, sagt Seeckt.
Partner für Wachstum
Um erfolgreich weiter wachsen
zu können, hat die nordwest Logistik auf die Fördermöglichkeiten durch die BAB
– Förderbank für Bremen und Bremerhaven zurückgegriffen. Die Bank ist der ideale
Partner für mittelständische Unternehmen in allen Investitionsphasen. Gemeinsam
mit dem Unternehmen und der Hausbank werden flexible Lösungen bei
Finanzierungsfragen gesucht. Gerade für Betriebe, die über Investitionen in
Bremen Arbeitsplätze sichern und schaffen, ist die Förderung im Rahmen des Landesinvestitionsprogrammes (LIP) mit zinsgünstigen Darlehen,
auch in Kombination mit einem Zuschuss, vielfach eine Option. Die BAB verfügt
über ein breites Produktportfolio und kann das passende Angebot
zusammenstellen. Beispielsweise bietet sie auch den EFRE-Darlehensfonds an.
LIP-Darlehen aus diesem Fonds können fast alle Firmen in Misch-, Gewerbe- und
Industriegebieten in Anspruch nehmen.
Wenn Sie Fragen rund um das Landesinvestitionsprogramm
(LIP) haben, wenden Sie sich gern an Ina Meier-Buick, 0421 9600-227, Ina.Meier-Buick@bab-bremen.de.
Inwieweit die Förderbank des Landes Bremen darüber hinaus mit einer Vielzahl von
Krediten, Beteiligungen und Bürgschaften bei der Gründung, Erweiterung,
Neuausrichtung oder auch Stabilisierung Ihres Unternehmens unterstützen kann,
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