8.9.2022 - Gastbeitrag von Sven Hermann, Innovationscoach

Zukunftsperspektiven für die Gegenwart – wie Unternehmen sich Gestaltungsspielräume für morgen eröffnen

Unser Engagement

Die Zukunftswerkstatt der BAB – Die Förderbank für Bremen & Bremerhaven

Illustration Mensch mit Laptop
Auf die Zukunft frühzeitig vorbereiten - das ist Ziel der BAB-Zukunftswerkstatt © Leefje Roy

Zukunftsoptimist:innen haben es zurzeit wahrlich nicht leicht. Die Gegenwart und nahe Zukunft erscheinen uns als einzige Krise und fast alle glauben, dass es spätestens ab Herbst noch schlimmer wird. Alarmismus wohin man auch hört, Fatalismus als Konsequenz des ständigen Krisenmodus.

Und doch, gerade jetzt brauchen wir einen anderen Blick auf die Zukunft, einen Raum des positiven Denkens, Optimismus für das, was uns langfristig erwartet, weil wir es mit unserer Vorstellung bereits heute gestalten können. Daran gilt es in Unternehmen fortwährend zu arbeiten.

Gemeinsam vorausschauen

Welche wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind in den kommenden zehn Jahren möglich und wünschenswert? Danach fragt etwa die Zukunftswerkstatt als Teil der strategischen Vorausschau der BAB – Die Förderbank. Sie wurde 2019 ins Leben gerufen und ist ein ca. 12-18-monatiges Format, das sowohl die Beschäftigten als auch die Geschäftsführung wiederkehrend einbindet und aktuell von ProLog Innovation begleitet wird.

Ein Team aus verschiedenen Unternehmensbereichen, die sogenannten Zukunftspatinnen und -paten, entwickeln dabei in einem moderierten Prozess unterschiedliche Zukunftsszenarien, aus denen sie Empfehlungen und Maßnahmen für die Unternehmensstrategie ableiten.

Illustration Mensch mit VR-Brille
Die Entwicklung von Zukunftspersonas ist Bestandteil der Zukunftswerkstatt © Leefje Roy

Die Methoden der Zukunftswerkstatt:

  • Begleitet wird das Format von Expert:innentalks zu diversen Technologie- und Trendthemen sowie Methoden der Zukunftsforschung, an denen alle Mitarbeiter:innen der BAB teilnehmen können.
    Als Gast zum Thema „Die Zukunft des Zahlens, Verträgeschließens und Einkaufens“ war unter anderem Konstantin Graf, CEO von Chainstep und Co-Founder von kollektor.io, zu Gast. Aus seiner Sicht sind es dabei insbesondere die Offenheit für Neues, die Agilität und positive Kreativität im Umgang mit der Zukunft, die etablierte Unternehmen von vielen Startups adaptieren sollten. Positives Denken, die Veränderung der Einstellung zur Gegenwart und Zukunft bewirkt viel.
  • Ohne ein wünschenswertes Zukunftsbild fehlt dem Unternehmen letztlich die langfristige Orientierung. Von den Gründer:innen des Future Game 2050 erfuhren die Beschäftigten eingangs mehr über Bedeutung eines spielerischen Zukunftsprozesses. Die Zukunftsforscherin Friederike Riemer hebt dabei die Wichtigkeit der Utopie in den Vordergrund, wenn es darum geht, wie man auf die Zukunft schauen sollte „denn wir brauchen unsere gesamte Energie, um die Zukunft so positiv wie möglich aktiv zu gestalten. Dystopisches Denken ist einfacher, denn es zeigt, oft sehr bildgewaltig, was wir alles nicht wollen. Es ist jeden Tag eine Entscheidung für die beste Zukunft zu kämpfen, die wir uns vorstellen können.“
  • Neben der Entwicklung von Zukunftspersonas in Zusammenarbeit mit der Illustratorin Leefje Roy hat Hermann auch bereits des Öfteren mit Techniken des Improvisationstheaters und der Schauspielerin Kira Hess erfolgreich zusammengearbeitet. Mehr dazu im diesem Artikel der Wirtschaftsförderung Bremen 
BAB Gebäude
Mitarbeitende und Geschäftsführung arbeiten gemeinsam im Strategieprozess © BAB/Pusch

Im Interview mit Ralf Stapp, Vorsitzender der Geschäftsführung, zur Zukunftswerkstatt der BAB:

Was war die Motivation zur Entwicklung der Zukunftswerkstatt?

Stapp: Durch das Tagesgeschäft sind wir stark mit der Gegenwart beschäftigt. Auch wenn wir als Förderbank von Bremen und Bremerhaven sogar aufsichtsrechtlich aufgefordert sind, jährlich eine Strategie zu erstellen, sahen wir es als notwendig an, den Blick stärker auf „übermorgen“ zu lenken. Was wird uns technologisch in mehr als fünf Jahren als Bank unterstützen beziehungsweise herausfordern? Wie entwickeln sich die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden?

Warum ist ein vorausschauender Foresight-Prozess gerade heute so wichtig für Unternehmen?

Stapp: Der technische Fortschritt verläuft exponentiell. Die menschliche Wahrnehmung ist dagegen eher linear. Somit ist aus unserer Sicht der Blick nach vorne für die heutigen Unternehmen essentiell, um die eigene Unternehmensentwicklung sowie die Formulierung der Ziele so auszurichten, dass Trends der Zukunft berücksichtigt werden.

Wieso sollten die eigenen Mitarbeiter:innen darin die tragende Rolle spielen?

Stapp: Ein Unternehmen kann sich nur so gut weiterentwickeln, wie die Mitarbeiter:innen den Weg mitgehen. Um alle für die Zukunftsthemen zu sensibilisieren, bedarf es einer regelmäßigen Information aus der Zukunftswerkstatt und was noch viel wichtiger ist: eine aktive Rolle von Mitarbeiter:innen in diesem Prozess. Die Geschäftsführung sollte lediglich das Format und die Ziele einer Zukunftswerkstatt vorgeben. Die Ergebnisse müssen aber gemeinsam erarbeitet werden. Dabei sollten die Teilnehmer:innen eine gewisse Affinität für die Veränderungsthemen der Zukunft haben. Vor allem aber sollten sie Freude haben, sich von der Gegenwart zu lösen.

Welche Ergebnisse erwarten Sie von der Zukunftswerkstatt?

Stapp: Die Ergebnisse sollten so konkret und operationalisierbar sein, dass wir sie in unsere jährliche Strategie übernehmen können.

Welche Lessons Learned haben sich bisher ergeben?

Stapp: Wir haben in der ersten Phase die für uns als Bank relevantesten Themenfelder identifiziert und anhand von Untergruppen die Themen versucht, inhaltlich zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln. Dabei wurde deutlich, dass wir uns zu stark an den heutigen bereits bekannten Trends orientiert haben. Es fehlte der Sprung ins zeitlich Unbekannte. Dies haben wir durch die Zukunftswerkstatt 2.0 berücksichtigt, indem wir durch Inputs von Expertinnen und Experten sowie Definitionen von für uns relevante Megatrends stärker nach vorne gewagt haben. Dabei stand immer im Fokus: Was bedeutet das für uns als Förderbank des Landes Bremen? Ein wichtiger Lernpunkt ergab sich auch durch die Corona-Pandemie: Es ist wichtig, stetig dran zu bleiben und vor allem den Austausch analog durchzuführen. Beides war die letzten beiden Jahre nur unter erschwerten Bedingungen möglich.

Was für Trends sind das, die Sie als besonders relevant für Ihre Arbeit identifiziert haben?

Stapp: Im Fokus unserer Betrachtung standen bisher vor allem die Bereiche Neo-Ökologie, Plattform-Ökonomie, New Work, Konnektivität, Automatisierung, Sharing und ausgewählte Technologien.

Wie soll es mit der Zukunftswerkstatt weitergehen?

Stapp: Wir werden die Zukunftswerkstatt verstetigen und jedes Jahr so weiterentwickeln, dass wir einen jährlichen Input für unsere Bankstrategie bekommen. Und auch zukünftig gerne mit externer Begleitung, die uns bei der Methodik hilft, moderiert und ein Netzwerk hat, das uns beim Blick nach vorne weiterhilft.

Was würden Sie anderen Unternehmen empfehlen, die sich gemeinsam mit ihren Mitarbeiter:innen auf den Weg in die Zukunft machen wollen?

Stapp: Nehmen Sie alle mit, indem Sie zumindest regelmäßig darüber informieren. Geben Sie sich immer wieder einen Schubs, mutig den Blick auf Übermorgen zu richten. Versuchen Sie eine feste Zukunftsgruppe zu finden, die die einzelnen Schritte nachhaltig begleitet und so am Thema dranbleibt. Lassen Sie sich nicht vom operativen Geschäft einnehmen, sondern messen Sie der Zukunft einen hohen Stellenwert bei. Der ganze Prozess fällt leichter, wenn die Mitarbeiter:innen und die Geschäftsführung selbst nicht moderieren und gleichzeitig diskutieren. Uns hat die externe Begleitung bisher sehr geholfen: Methodik, Moderation, Netzwerk. Das alles hat unser Experte im Zukunftskoffer.

 

Über Sven Hermann:

Als Moderator und konzeptioneller Unterstützer begleitet Sven Hermann, Innovationscoach und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens ProLog Innovation, bereits seit mehr als zwei Jahren die Zukunftswerkstatt der BAB.

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