Digitale Mittel gegen das Vergessen
DigitalisierungDenkort Bunker Valentin setzt auf innovative Maßnahmen zur Informationsvermittlung
Die Generation der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen stirbt – und mit ihrem Verschwinden müssen neue Wege in der Erinnerungskultur gefunden werden. Auch der Denkort Bunker Valentin entwickelt innovative Formate, die mithilfe des Förderprogramms „Bremen DIGITAL“ umgesetzt werden sollen.
Der Besuch des Denkort Bunker Valentin ist eine Erfahrung, die viele nicht loslässt. Schon der Anblick des grauen Kolosses aus Beton ist überwältigend. Die Ruine einer U-Boot-Werft der deutschen Kriegsmarine aus dem Zweiten Weltkrieg ist 426 Meter lang, 33 Meter hoch und 97 Meter breit. „Von diesen gigantischen Ausmaßen sind viele erst einmal überfordert“, sagt Dr. Thomas Köcher, der als Direktor der Bremer Landeszentrale für politische Bildung für den Betrieb des Denkort verantwortlich ist. Seit 2015 informieren sich in der Gedenkstätte jährlich 30.000 Besucher:innen über die Geschichte des Bunkers und der tausenden Zwangsarbeitenden, die ihn errichten mussten. Und für viele, die hier einen Rundgang oder eine Führung machen, geht das Nachdenken über diesen Ort auch nach dem Besuch weiter.
Erinnern ohne Barrieren
„Viele unserer Gäste haben im Nachhinein das Bedürfnis, sich noch einmal in Ruhe mit dem auseinanderzusetzen, was sie bei uns gesehen haben“, sagt Köcher. Um dies zu ermöglichen, gibt es eine Webpräsenz mit vielen Informationen für unterschiedliche Zielgruppen, die nun mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Bremen DIGITAL“ weiter ausgebaut werden soll. So soll zum Beispiel den Nutzer:innen durch zusätzliche Informationsangebote die Möglichkeit gegeben werden, die vor Ort gemachten Eindrücke zu vertiefen oder sich auf einen anstehenden Besuch vorzubereiten. Außerdem soll die digitale Barrierefreiheit ausgebaut werden. Dazu gehört die Verbesserung des responsiven Designs zur einheitlichen Darstellung der Inhalte auf unterschiedlichen Endgeräten. Auch eine Verbesserung der Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen befindet sich in der Umsetzung. „Wir planen unter anderem, Ausschnitte von lebensgeschichtlichen Interviews auf unserer Website auch als Video zu veröffentlichen“, so Köcher.
Geschichte in Bildern
Die Förderung fließt außerdem in die Finanzierung einer Medieninstallation im Mittelteil des Bunkers. „Wir haben viele authentische Fotos von der Bunkerbaustelle und der Zwangsarbeit, und wir arbeiten gerade daran, diese großen Bilder über einen Beamer an die Wand des Bunkers projizieren zu können“, erläutert Köcher. Die Geschichte des Bunkers auf diese Weise verständlicher zu präsentieren, sei ebenfalls ein Schritt in Richtung Barrierefreiheit. „Das ist für uns eine großartige Möglichkeit die Attraktivität des Denkort in künstlerischer und inhaltlicher Hinsicht für die Besucher:innen zu steigern – vor allem für die, die sich mit viel Text schwer tun und einen visuellen Zugang zur Geschichte des Bunker „Valentins“ bevorzugen.“
Diese schnelle Umsetzung sei auch deshalb möglich, weil die Beantragung der Fördermittel einfach und unkompliziert abgelaufen sei. „Normalerweise ist das ein langwieriger Prozess, bei dem man Antragsprosa ohne Ende schreiben muss und dann so lange auf eine Zusage wartet, bis sich die Rahmenbedingungen schon wieder geändert haben.“ Beim „Bremen DIGITAL“-Programm sei es anders gelaufen und vom Ergebnis profitierten laut Köcher alle: „Die geplanten Maßnahmen stellen eine gewaltige Aufwertung dar, nicht für den Denkort Bunker Valentin und seine Besucher:innen, sondern auch für den gesamten Erinnerungsstandort Bremen.“
"Bremen DIGITAL“ ist ein Förderprogramm für die Kultur- und Veranstaltungsbranche. Eigentümer:innen und Betreiber:innen von Veranstaltungs- und Kulturstätten, die für eine breite Öffentlichkeit zugänglich sind, konnten eine Förderung für zukunftsweisende Digitalisierungsvorhaben ab 100.000 Euro beantragen. Umgesetzt wird „Bremen DIGITAL“ von der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven. Die Finanzierung der Förderungen erfolgt aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regional Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union. Die EU-Mittel wurden zur Unterstützung der Krisenbewältigung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie (REACT-EU) zur Verfügung gestellt.
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