10.6.2025 - Jann Raveling

Bremer Unternehmen stattet den deutschen Fußball mit Fanartikeln aus

Investitionsförderung

Trade Con GmbH handelt und produziert Merchandise – und setzt bei der Expansion auf Roboter

Ole Blöhm und Roman Freudenberg halten Fanartikel in der Hand
Geschäftsführer Ole Blöhm und Roman Freudenberg, Prokurist und Leiter Finanzen © BAB/Raveling

Wer die Firmenzentrale der Trade Con in Bremen betritt, taucht ein in eine bunte Fußballwunderwelt: Christbaumkugeln, Schlüsselanhänger, Badeenten, Tassen, Schals, Pizzaschneider, Frühstücksbrettchen, Schnapsgläser – in den Büros reihen sich hunderte Musterartikel mit den Logos nahezu aller bekannten Vereine.

Muss man Fußballfan sein, um hier arbeiten zu dürfen? „Einstellungsvoraussetzung ist es nicht“, sagt Geschäftsführer Ole Blöhm schmunzelnd. „Aber dem Thema verschließen sollte man sich natürlich auch nicht.“

5.000 verschiedene Fanartikel hat die Trade Con GmbH im Sortiment. Damit beliefert das Unternehmen die Fanshops sämtlicher deutscher Vereine – von der ersten Bundesliga bis zur Regionalliga – sowie ausgewählter europäischer Clubs. Wer genauer hinsieht, entdeckt zwischen den Musterstücken auch Fanartikel vom AC Milan oder Juventus Turin. Selbst die US-amerikanische Football-Liga NFL ist vertreten. „Events wie der Superbowl werden auch in Europa immer größer gefeiert – da darf das passende Merchandise natürlich nicht fehlen“, sagt Blöhm beim Rundgang und hält dabei einen Football-Helm in der Hand, der als Snackschale dient.

Von der Handelsware zur eigenen Produktion

Das Football-Geschäft ist eher eine Randerscheinung – ganz anders als die Bundesliga-Vereinstassen, die sich als echte Dauerbrenner entpuppen. Im wahrsten Sinne des Wortes: „Wir haben einen eigenen Brennofen, in dem wir täglich bis zu 2.000 Tassen mit Vereinsmotiven bedrucken können“, erklärt Roman Freudenberg, Prokurist und Leiter Finanzen bei Trade Con. „Gerade bei kurzfristigen Erfolgen wie einem Pokalsieg ist das ein klarer Vorteil: Gewinnt ein Team am Freitag, liefern wir am Montag bereits die passende Tasse. Das funktioniert nur mit eigener Produktion direkt vor Ort.“

Zwar kommt der Großteil der Handelsware per Schiff aus Fernost, doch legt Trade Con dabei großen Wert auf Qualität und geprüfte Zertifizierungen. Und: Das Unternehmen ist weit mehr als ein klassischer Großhändler. In der hauseigenen Designabteilung entwickelt das Team regelmäßig neue Produktideen, die es den Vereinen vorstellt – und gemeinsam mit Lieferantinnen und Lieferanten realisiert.

Gartenzwerg im Vereinsdesign
Beliebtes Sammlerstück unter Fußballfans: Gartenzwerge im Vereinsdesign. © BAB/Raveling

Voll im Trend statt im Abseits

Ein feines Gespür für Trends gehört bei Trade Con zum Tagesgeschäft. So steht seit Kurzem ein Trinkbecher in Form eines Stanley Cups im Sortiment – inspiriert von einem Hype, der im vergangenen Jahr auf Social Media seinen Anfang nahm. „Als Marktführer wird von uns erwartet, dass wir am Ball bleiben“, sagt Geschäftsführer Ole Blöhm. „Unser Team bringt dafür aber auch die nötige persönliche Begeisterung mit – und die ist in dieser Branche Gold wert.“ Blöhm führt das Unternehmen, das 2002 von Vater Manfred Blöhm gegründet wurde, inzwischen in zweiter Generation.

Manchmal ist es aber auch die Tradition, die für Umsatz sorgt. Seit 2006 hat das Unternehmen Gartenzwerge mit Fußballmotiven im Angebot. Wer meint, das sei ein Thema für Großmutters Klamottenkiste, irrt. „Die Zwerge laufen erstaunlich gut“, so Blöhm. „Sie sind mittlerweile echtes Sammlerobjekt – mit regelmäßig neuen Editionen. Manche Fans rufen bei uns an, weil ihnen noch der eine Zwerg aus 2010 fehlt.“

Meister in der Logistik

Im Fokus steht dabei stets sogenannte Hartware – also nicht-textile Produkte. Kleidung spiele im Sortiment nur eine Nebenrolle, erklärt Blöhm: „Textilien verursachen hohe Lagerkosten, weil sie in vielen Größen vorrätig sein müssen. Das passt nicht zu unserer Logistik.“

Denn auch ohne T-Shirts und Trikots ist die Logistik bei Trade Con bereits hochkomplex. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist: Wir haben die Hand an der Ware“, betont Blöhm. „Jedes Produkt geht durch unser Lager, wird hier kontrolliert. So wissen wir genau, was unsere Kundinnen und Kunden bekommen – und das schätzen die Vereine sehr.“

Dieser Qualitätsanspruch hat jedoch seinen Preis. Die Lagerhaltung ist umfangreich, da Trade Con für jeden Verein viele verschiedene Designs vorhalten muss. Zudem bestellen die Clubs oft nur in kleinen Mengen nach. Für das Unternehmen bedeutet das hohe Kosten – bei der Vorfinanzierung ebenso wie bei der Lagerlogistik.

Neben dem Fanartikelgeschäft – ob im Fanshop, im Supermarktregal oder über die eigene Tochtergesellschaft im Onlinehandel – betreibt Trade Con ein zweites Standbein. Vom Standort Hamburg aus werden Geschenk-, Heimtier- und Wellnessartikel für namhafte Einzelhandelsunternehmen vermarktet.

die Lagerhalle von Trade Con
Das neue automatisierte Lager spart dem Unternehmen viel Platz. © BAB/Raveling

Steilpass für den Roboter

Um Lagerkosten abzufangen und gleichzeitig am bisherigen Standort im Bremer Gewerbegebiet Horn-Lehe noch wachsen zu können, musste deshalb eine Lösung her. „Wir waren an unserem Bremer Standort an Grenzen gestoßen und standen vor der Entscheidung: Umziehen – was für unsere Mitarbeitenden mit Nachteilen verbunden gewesen wäre – oder auf moderne Logistiksysteme setzen“, erzählt Geschäftsführer Ole Blöhm.

Die Wahl fiel auf ein automatisiertes Lagersystem der norwegischen Firma Autostore. Die setzt auf Robotik und eine KI-gesteuerte Lagerhaltung. Auf drei Stockwerken und einer Grundfläche von 300 Quadratmetern lagern nun 9.300 Boxen im Format 60 x 40 cm, dicht an dicht gestapelt, fast bis unter die Decke.

Oben auf dem Lagersystem sind acht Roboter pausenlos im Einsatz. Sie bewegen sich schachbrettartig auf Schienen, heben mit einem Seilzug die benötigten Boxen wie Miniatur-Container aus dem System und bringen sie zu einer der beiden Packstationen. Dort entnehmen zwei Mitarbeitende den Inhalt, bevor die Kiste automatisch wieder eingelagert wird.

Das System bringt laut Blöhm gleich mehrere Vorteile mit sich:

  • Da keine Gänge oder Regalzwischenräume mehr nötig sind, kann die Lagerkapazität auf gleicher Fläche verdoppelt oder gar verdreifacht werden.
  • Die Roboter benötigen deutlich weniger Energie als herkömmliche Gabelstapler.
  • Mitarbeitende müssen sich nicht mehr durch Regale bewegen – ihre Kommissionierleistung steigt von 40 bis 60 auf 120 bis 180 Lieferungen pro Stunde.
  • Das System ist mit einer Verfügbarkeit von über 99 Prozent ausfallsicher.
  • Wartung und Instandhaltung sind unkompliziert und können vom eigenen Team durchgeführt werden.
  • Es ist modular aufgebaut und lässt sich bei wachsendem Bedarf problemlos erweitern.

Roboter im Lager von Trade Con
Acht Roboter sortieren das Lager ständig um – nur die KI weiß, welches Produkt an welche Stelle kommt, um optimalen Materialfluss zu ermöglichen.

Der Roboter schläft nicht

„Das System ist dabei intelligent ausgelegt. Wir speisen abends die Aufträge des Tages ein und nachts sortieren die Roboter das Lager so um, dass alle Boxen, die wir für das Fertigstellen der Aufträge brauchen, am nächsten Tag gleich oben sind“, gibt sich Blöhm begeistert.

Auch beim Lagerpersonal komme das System gut an. Die früher nötigen Laufwege und das mühsame Durchsuchen von Regalen entfallen fast vollständig. Einige sperrige Produkte wie Fahnenmasten lagert das Unternehmen zwar nach wie vor außerhalb des Systems – doch das Gros der Artikel läuft inzwischen über Autostore.

„Wir haben unsere Mitarbeitenden von Anfang an in das Projekt eingebunden. Das war uns wichtig, um deutlich zu machen: Wir wollen keine Jobs durch Roboter ersetzen, sondern unsere Leistungsfähigkeit verbessern“, ergänzt Roman Freudenberg.

Finanzierung nicht auf die lange Bank geschoben – sondern auf die BAB gesetzt

Für die Finanzierung des Vorhabens setzte das Unternehmen auf die BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven, die ein zinsvergünstigtes Darlehen im Rahmen der GRW-Förderung ermöglichte.

Das GRW-Programm richtet sich vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen und hilft ihnen dabei, zu expandieren oder sich zu modernisieren. Es fördert Investitionen in Bauprojekte, den Erwerb von Maschinen, Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie IT und Software. Das stärkt die Unternehmen selbst und sichert langfristig Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Entwicklung in Bremen.

„Die Förderung war für uns eine willkommene Möglichkeit, die Finanzierung auf solide Füße zu stellen. Die Kommunikation mit der BAB und die Antragsstellung waren dabei unkompliziert“, so Blöhm.

Dass Trade Con am Standort im Bremer Gewerbegebiet Horn-Lehe bleiben konnte, erfüllt ihn mit Stolz. „Hier ist über die Jahre ein tolles Team zusammengewachsen, fast wie eine Familie. Das wollen wir erhalten.“ Und manchmal zeigt sich die Wirkung dieser Arbeit ganz nebenbei im Fernsehen: „Wenn wir eine Pressekonferenz der Bundesliga sehen und der Trainer aus einer unserer Tassen trinkt – dann sorgt das bei uns für Begeisterung.“

Haben Sie Interesse an einer Investitionsförderung für die gewerbliche Wirtschaft? Dann melden Sie sich bei Stephan Limberg: stephan.limberg@bab-bremen.de

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