8.12.2022 - Beata Cece

Digitale Transformation in drei Akten

Wirtschaftsförderung

Theater Bremen stellt sich auf die Zukunft ein

Das Bremer Theater am Goetheplatz von außen.
Das Theater Bremen bietet seinem Publikum Programm in den vier SpartenMusiktheater, Schauspiel, Tanz sowie Junges Theater. © WFB / Carina Tank

Ob gestreamte Wohnzimmerkonzerte, Online-Lesungen oder Kontaktverfolgung via App – die Corona-Krise hat den technologischen Wandel in der Kulturbranche beschleunigt. Auch das Theater Bremen macht sich nun mithilfe des Förderprogramms „Bremen DIGITAL“ in drei Schritten auf den Weg in die digitale Zukunft.     

Theater ist ein Erlebnis, das schon vor der Aufführung beginnt. Los geht es, wenn man sich über ein Stück informiert, Sitzplätze auswählt und Eintrittskarten kauft – und am Veranstaltungstag gehört auch der Einlass, das Warten im Foyer und die Vorfreude dazu. Ob das Publikum einen Theaterbesuch als gelungen empfindet, hängt also auch davon ab, was sich abseits der Bühne abspielt. 

Um die Abläufe hinter den Kulissen weiter zu optimieren, hat sich das Theater Bremen für das Programm „Bremen DIGITAL“ beworben, das innovative Digitalisierungsmaßnahmen in der Kultur- und Veranstaltungsbranche fördert. Laut Swantje Markus, Verwaltungsdirektorin und kommissarische Kaufmännische Geschäftsführerin des Theater Bremen, war die Freude über die Zusage groß. „Denn ohne die Förderung könnten wir uns gar nicht auf diesen Weg machen“, sagt sie. Modernisiert werden sollen drei Bereiche: Vertrieb bzw. Besucher:innenservice, Videotechnik sowie Verwaltung. 

Eine Frau mit kurzen dunklen Haaren und Brille steht lächelnd zwischen den in Stufen angeordneten Stuhlreihen im Zuschauerraum eines Theatersaales.
Swantje Markus ist Verwaltungsdirektorin und kommissarische Kaufmännische Geschäftsführerin des Theaters am Goetheplatz im Bremer Ostertor-Viertel.

Neue Dimension im Service

So soll der Webshop neue Features erhalten. Noch wählen die Nutzer:innen ihren Sitzplatz über eine 2D-Ansicht des Veranstaltungssaals aus. Zukünftig soll dann eine virtuell begehbare 3D-Darstellung dafür sorgen, dass sich die Besucherinnen und Besucher die Räumlichkeiten besser vorstellen können. Auf diese Weise erfahren sie vor der Buchung, wie der Blick auf die Bühne sein wird und wieviel Platz zur Verfügung steht – zum Beispiel für Rollstühle. Eine weitere Neuerung betrifft den Umgang mit Veranstaltungsabsagen. „Während der Pandemie haben wir alle Gäste einzeln abtelefoniert, um sie über den Ausfall von Vorstellungen zu informieren“, sagt Markus. Das Update des Webshops werde es ermöglichen, die Gäste in solchen Fällen automatisch per E-Mail oder SMS zu kontaktieren. „Gutscheine tüten wir auch noch ganz altmodisch ein, die könnten wir dann auch online per Knopfdruck versenden“, fügt sie hinzu.  

Für den Einlass ist zudem die Anschaffung neue Handscanner geplant, die noch schneller und zuverlässiger funktionieren. Außerdem sollen sogenannte Scanner-Säulen am Eingang aufgestellt werden, an denen die Besucher:innen die Codes auf ihren Eintrittskarten selbst erfassen könnten. Dieses Verfahren soll allerdings nur in bestimmten Situationen zum Einsatz kommen – zum Beispiel, wenn es sehr voll ist. „Es geht uns keinesfalls darum, Abendpersonal einzusparen“, betont Markus. „Der Kontakt zum Publikum ist uns sehr wichtig und wird nicht verloren gehen.“

Eine Frau mit kurzen dunklen Haaren und Brille sitzt an einem großen Tisch und spricht mit einer Person ihr gegenüber.
Mit den Maßnahmen, die durch das Förderprogramm Bremen DIGITAL umgesetzt werden können, stelle sich das 1913 eröffnete Theater konkurrenzfähig auf, erläutert Markus im Gespräch. © BAB / Jan Rathke

Mehr Bildschirme, weniger Drucker

Der größte Teil der Investitionen fließt in den Bereich Videotechnik. Momentan gibt es im ganzen Haus nur vier Fernseher, die das Geschehen auf der Bühne zeigen. Geplant ist deshalb die Installation von mehr Bildschirmen und neuer digitaler Videotechnik, die das Streaming des Bühnenbilds ermöglicht. „Die Verantwortlichen könnten auf diese Weise auch von zu Hause arbeiten und wenn wir wegen einer Pandemie wieder schließen müssten, könnten wir Veranstaltungen ganz einfach ins Netz streamen“, sagt Markus dazu. 

Eine weitere Veränderung, die vor allem intern viel bewirken wird, ist die geplante Digitalisierung der Verwaltung. Das Theater Bremen führt die elektronische Personalakte ein. Das heißt, die Personalunterlagen der 440 Festangestellten und vieler befristet beschäftigter Schauspieler:innen, Musiker:innen oder Techniker:innen werden eingescannt und können künftig, unter Beachtung aller Sicherheitsaspekte, auch aus dem Home Office bearbeitet werden. Außerdem ist geplant, Vorgänge wie etwa die Genehmigung von Dienstreise- oder Urlaubsantragen zu digitalisieren. „Somit fällt die interne Zettelwirtschaft komplett weg, was nicht nur ein effizienteres Arbeiten ermöglicht, sondern auch in Bezug auf Umweltaspekte dringend notwendig ist“, so die Verwaltungsdirektorin. 

All diese Digitalisierungsmaßnahmen sind laut Markus notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben: „Wir konkurrieren mit den anderen Theatern in Deutschland um das beste Personal – und wenn sich diese Menschen zwischen einem komplett digitalisierten Haus und einem Theater mit vier analogen Bildschirmen entscheiden müssen, fällt ihre Wahl wahrscheinlich auf die Spielstätte mit der besseren Ausstattung.“ Bis spätestens September 2023 sollen die Maßnahmen in allen drei Bereichen abgeschlossen sein. Für die Besucherinnen und Besucher heißt das, dass sie zum Start der Spielzeit 2023/2024 ein noch moderneres Theatererlebnis erwartet.   

Bremen DIGITAL

"Bremen DIGITAL“ ist ein Förderprogramm für die Kultur- und Veranstaltungsbranche. Eigentümer:innen und Betreiber:innen von Veranstaltungs- und Kulturstätten, die für eine breite Öffentlichkeit zugänglich sind, konnten eine Förderung für zukunftsweisende Digitalisierungsvorhaben ab 100.000 Euro beantragen. Umgesetzt wird „Bremen DIGITAL“ von der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven. Die Finanzierung der Förderungen erfolgt aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regional Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union. Die EU-Mittel wurden zur Unterstützung der Krisenbewältigung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie (REACT-EU) zur Verfügung gestellt.

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