30.8.2023 - Jann Raveling

Damit drin ist, was draufsteht

Investitionsförderung

Impetus GmbH & Co. Bioscience KG mit neuem Firmensitz in Bremen

Dr. Hermann Rüggeberg und Katrin Manefeld © Jann Raveling

Neu in Bremen: Die Impetus Bioscience hat ihren Unternehmenssitz nach Bremen verlagert. Sie ist eine von nur wenigen unabhängigen deutschen Labordienstleistern. Vor allem im Lebensmittelbereich sind die Bremer gefragt – denn hier muss es schnell gehen.

Nordsee, Außenweser. Ein Stückgutfrachter aus Übersee nähert sich der Wesermündung, mit Ziel Getreidehafen in Bremen. An Bord sind hunderte Tonnen Tierfutter. Noch lange bevor das Schiff die Kaimauer erreicht, macht sich eine Futtermittelprobe per Eiltransport in den Bremer Industrie-Park auf, in die Labore der Impetus Bioscience. Acht Stunden später – das Schiff hat mittlerweile die Kaimauer erreicht und ist vertäut – kommt die Bestätigung vom Festland: Die Probe ist in Ordnung und entspricht den EU-Regularien. Die Fracht kann gelöscht werden.

DNA-Analytik – der Blick auf die kleinsten Bausteine des Lebens

Alltagsgeschäft für Dr. Hermann Rüggeberg und Dr. Lothar Kruse. Mit ihrem 30-köpfigen Team sind die beiden Gründer und Geschäftsführer auf Aufträge wie diesen bestens vorbereitet – auch wenn viele der täglich hereinkommenden Proben es nicht ganz so eilig haben. Etwa Jeanshosen, deren Stoff der Biologe daraufhin untersucht, ob er von gentechnisch veränderten Baumwollpflanzen stammt. Dafür reichen schon wenige Fasern. „Bio-zertifizierte Pflanzen dürfen gentechnisch nicht verändert werden, da schaut die Bekleidungsbranche genau hin.“

DNA-Analytik ist das Spezialgebiet der Labordienstleisterin Impetus Bioscience. Neben der Erkennung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) hat das Labor in den vergangenen 20 Jahren das eigene Portfolio laufend erweitert. So bestimmt das Fachpersonal, welche Tierarten in Fischstäbchen verarbeitet wurden, welche Allergene sich in Lebensmitteln befinden, sucht nach Schimmelpilz-Giften oder Sporen und Bakterien.

Immer geht es darum nachzuweisen, dass auch wirklich das im Produkt enthalten ist, was auf der Verpackung steht oder mit Siegeln versprochen wird. „Wir können selbst kleinste Veränderungen, sogenannte Punktmutationen, die nur ein einzelnes DNA-Basenpaar betreffen, nachweisen“, so Dr. Rüggeberg. Zu den Kundinnen und Kunden gehören unter anderem die Lebensmittel-, Futter- oder Bekleidungsindustrie, all jene, die biologisches Material verarbeiten und sich dabei an Regularien und Gesetze halten müssen. Das Labor ist für die Überprüfung zahlreicher Kennzeichnungen und Siegel zertifiziert, etwa das VLOG-Siegel des Verbandes ohne Gentechnik, das auch auf zahlreichen Lebensmittelverpackungen aus dem Alltag prangt und arbeitet mit der Agrarindustrie, wie zum Beispiel Saatgutherstellern, zusammen.

Neue Verfahren verändern Lebensmittelbranche

Dabei kommen Verfahren zum Einsatz, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren zum Teil selbst mitentwickelt hat (wie etwas Digital-PCR-Tests) und die immer wieder auf die Bedürfnisse der Industrie angepasst wurden. „Die Gesetzgebung ändert sich laufend. Aktuell plant die EU-Kommission zum Beispiel, die Gesetzgebung für bestimmte Verfahren rund um die sogenannten Neuen Gentechniken (NGT) zu lockern. Das wird sehr weitreichende Folgen für die Lebens- und Futtermittelindustrie haben“, prophezeit auch Dr. Lothar Kruse.

NGTs - allen voran die „Genschere“ CRISPR/CAS – ermöglichen im Gegensatz zu konventionellen Techniken präzise Veränderungen am Erbgut, selbst der Austausch einzelner DNA-Bausteine ist möglich. Ein weiterer großer Vorteil liegt in der enormen Zeit- und Kostenersparnis. Mit „alten“ Züchtungsmethoden hergestellte Pflanzen benötigen bis zu 15 Jahre bis zur Marktreife, NGTs ermöglichen dies innerhalb eines Jahres „Solche Technologien existierten bis vor wenigen Jahren noch nicht und erweitern die Möglichkeiten der Biotechnologie um ein Vielfaches. Mit neuen Verfahren kommt aber auch das Bedürfnis, deren Einsatz nachweisen zu können – und da kommen wir dann ins Spiel“, so Dr. Kruse weiter.

Zahlreiche Proben kommen jeden Tag in den Laboren der Impetus Bioscience an © Jann Raveling

Ansiedlung im Bremer Industrie-Park

Für dieses Wachstum sieht sich Impetus bestens gerüstet – auch dank des neuen Gebäudes an der Gottlieb-Daimler-Straße im Bremer Industrie-Park. Nach 19 Jahren in Bremerhaven zog das gesamte Team im April 2023 in das neue Domizil. Für das Unternehmen ein großer Schritt, von einer Mietimmobilie ging es erstmals in ein Gebäude auf eigenem Grund. Auf 1.500 Quadratmetern finden nun die modernsten Analysegeräte Platz und bieten noch viel Raum für Wachstum. „Die Lage ist für uns aus mehrfacher Hinsicht ein Standortvorteil. Einerseits kommen viele Angestellte aus Bremen oder dem Umland und haben so einen kürzeren Anfahrtsweg. Andererseits sind wir besser an die Verkehrsnetze angebunden, was uns einen Vorteil bei besonders zeitkritischen Untersuchungen verschafft“, ergänzt Katrin Manefeld, die für Vertrieb und Marketing im Unternehmen zuständig ist.

Die Verfügbarkeit von Fachkräften sei ebenfalls ein wichtiger Faktor für das künftige Wachstum, auch hier punktet Bremen durch die gute Hochschullandschaft und hohe Lebensqualität. Und zuletzt möchten sie auch bei der Bremer Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft vorstellig werden. Manefeld: „Erstaunlicherweise haben wir bisher relativ wenig Kundinnen und Kunden vor Ort. Das möchten wir ändern und hier mehr Präsenz zeigen. Bei Messen wie etwa der Biofach 2023 haben wir uns schon am Bremer Gemeinschaftsstand beteiligt und dort unser Netzwerk erweitert.“ Zudem plane das Unternehmen eigene Veranstaltungen und Workshops.

Im Bremer Industrie-Park entstand mit Unterstützung des LIP-Programms die neue Immobilie © Jann Raveling

Unterstützung bei Neubau durch Bremen

Die Ansiedlung in Bremen gelang auch durch Unterstützung vor Ort. Die BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven stellte eine Förderung im Landesinvestitionsförderprogramm (LIP) aus. „Wir kannten die BAB schon als zuverlässige Partnerin. Während der Bauphase hat sie uns eng begleitet, wir sind über die Unterstützung wirklich froh“, führt der Biologe Dr. Rüggeberg zuletzt aus. Im LIP-Programm fördert die BAB Investitionen in Grundstücke, Gebäude und Betriebs- und Geschäftsausstattung, um Geschäftsrisiken zu minimieren und Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu sichern.

Das Grundstück im Industrie-Park wurde von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH verkauft, die ebenfalls bei der Ansiedlung mit ihren Services unterstützte.

Dr. Rüggeberg, Dr. Kruse und Manefeld sehen im neuen Domizil positiv in die Zukunft. Als einer der wenigen unabhängigen, inhabergeführten Labordienstleister haben sie sich in den vergangenen Jahren eine Nischenposition erkämpft, auf die sie stolz sind. „Das Spannende an der Branche ist die Veränderung,“ sagt Manefeld. „Ob und welche Gentechnik gesetzlich zugelassen und von unserer Gesellschaft akzeptiert wird, hat sich in den vergangenen 20 Jahren immer wieder geändert und wird es auch in Zukunft. In diesem Umfeld am Ball zu bleiben, ist eine Herausforderung, der wir uns gern stellen.“

 

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