8.2.2023 - Jann Raveling

Mehr als nur Fassade – Klimaschutz mit Tropenholz

Wirtschaftsförderung

Cross-Trade expandiert mit Unterstützung der BAB

Gebäude mit Hausverkleidung von außen
Holz als natürlicher Baustoff eignet sich hervorragend für klima-angepasste Gebäude. Die Anforderungen der Energiesparverordnung (EnEV) lassen sich mit einer fachmännisch errichteten Holzfassade besonders gut erfüllen. © Cross Trade GmbH

Mit der Cross-Trade GmbH vertreibt der Bremer Holzexperte Klaus Schmidt Tropenhölzer in Europa und der ganzen Welt. Dem Bremer ist Nachhaltigkeit dabei oberste Prämisse – daher hat er eine erfolgreiche Marke für Fassadenhölzer gegründet.

„Nachhaltige Waldbewirtschaftung ist Klimaschutz“, sagt Klaus Schmidt, während er in seinem Büro im Bremer Technologiepark Holzmuster sortiert. Manche sind weich und federleicht, andere robust und schwer – sie alle tragen so klangvolle Namen wie Ayous, Bilinga, Ipe, Iroko oder Koto. Tropenhölzer, die ihren langen Weg bis in die Hansestadt angetreten haben, um nun Teil von Fassaden, Saunen oder Fenstern und Türen zu werden.

Wälder schützen, indem man sie nutzt

Neben exotischen Namen vereint alle Holzarten ein kleines, weißes Signet: das FSC-Siegel. Das Zeichen garantiert nachhaltige Waldbewirtschaftung und ist für Schmidt Dreh- und Angelpunkt seines Handelns.

„Die wachsende Bevölkerung in den Tropen braucht ein Einkommen. Das kann durch das Abholzen von Wäldern und das Anlegen von Feldern entstehen. Oder dadurch, dass der Wald ihnen eine Lebensgrundlage bietet, indem sie von den Hölzern leben und sie nachhaltig einschlagen“, sagt der Holzexperte. So bleiben die Wälder erhalten – denn die Kriterien des FSC-Siegels stellen sicher, dass weniger geschlagen wird als nachwächst.

Zertifziertes Tropenholz wird selektiv geschlagen. Arbeiter:innen nehmen gezielt Bäume aus dem Wald, anstatt flächendeckend zu roden. In den so entstehenden Lichtungen können dann junge Sprösslinge nachwachsen.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Natürlich ist es in der Realität nicht immer so einfach, wie es sich anhört. Illegaler Holzabbau und die Verwendung von gefälschten Siegeln bedrohen heute Wälder rund um den Äquator. Darum reist der Bremer nach Möglichkeit mehrmals pro Jahr in die Tropen, um mit Lieferanten zu sprechen und sich ein Bild vor Ort zu machen. „In vielen Ländern Afrikas fühle ich mich wohl, ich bin gerne dort“, sagt der gelernte Holzfachmann über sich, der bereits vor seiner Unternehmensgründung 2011 viele Jahre mit dem Holzhandel in Asien, Afrika und Südamerika verbrachte. Ein Großteil der Holzverarbeitung für sein Bremer Unternehmen Cross-Trade geschieht bereits vor Ort. Schmidt möchte so möglichst viel Wertschöpfung direkt in Afrika generieren – was wiederum den Menschen nützt und die FSC-zertifizierte Holzverarbeitung für die Bevölkerung und Wirtschaft attraktiver gegenüber dem Raubbau macht.

Auch unbekannte Arten nutzen

Für Schmidt ist der Tropenholzhandel gelebter Klimaschutz, der den Menschen einbindet und nicht außen vor lässt. Dabei geht er auch Probleme an, die erst auf den zweiten Blick deutlich werden. Denn die europäische Nachfrage nach Tropenholz beschränkt sich meist auf bekannte Arten wie Sapeli, Sipo, Bangkirai, oder Bongossi. „Um diese rentabel nutzen zu können, müssen auch andere, weniger bekannte Holzarten mitgenutzt werden“, erklärt er.

Auch diese haben interessante Anwendungsgebiete – und die möchte Schmidt bekannter machen:

Fassaden aus Tropenholz: Nachhaltig, langlebig, CO2-einsparend

Aus diesem Grund hat er „Natural Cladding“ geschaffen. Unter der Marke seines Unternehmens Cross-Trade vertreibt er Tropenhölzer, die mittels Hitze-Vakuum-Behandlung haltbarer und widerstandsfähiger gemacht werden. Sie eignen sich ideal für Häuserfassaden.

Haus von innen mit Verkleidungen aus Holz
Im Haus bestechen Hölzer aus den Tropen aufgrund ihrer intensiven, dunklen und warmen Farben und Maserungen. © Cross Trade GmbH

„Sie sind einfach zu verarbeiten, sie überdauern 25 bis 50 Jahre und geben Gebäuden eine natürliche, attraktive Einkleidung. Außerdem sparen sie Emissionen gegenüber Fassaden aus Glas oder Beton ein“, schwärmt der Unternehmensinhaber.

Vor rund zehn Jahren führte er die Marke ein, vor fünf Jahren engagierte sich die BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven mit einer Beteiligung. Das war der Startschuss für eine Erfolgsstory: Von 2017 bis 2022 vervierfachte Schmidt den Umsatz, auch während der Pandemiezeit.

„Der Aufbau der Marke war zeit- und ressourcenintensiv. Neben neuen Fachkräften ist die Lagerung der Hölzer ein großer Kostenpunkt. Von der Bestellung in Afrika bis zur Lieferung vergehen gerne neun Monate, deshalb brauchen wir entsprechende Lagerkapazitäten. Die Unterstützung der BAB war hier äußerst wertvoll“, so der Bremer.

Mit dem Beteiligungskapital stärkt die BAB die finanziellen Spielräume von Unternehmen, indem sie das Eigenkapital erhöht. Kleine und mittlere Unternehmen können Investitionen und Betriebsmittel fördern lassen für Wachstum, Erweiterung oder Unternehmensnachfolge.

Produkt ausgezeichnet

Mit der gestärkten Kapitaldecke sieht sich Schmidt auch für die Zukunft gut gewappnet. Zwölf Angestellte beschäftigt er in seinem Handelsunternehmen Cross-Trade wie auch dem Tochterunternehmen CT Holzservice, das sich um Verarbeitung und Lagerung kümmert. Damit beliefert er die europäische Großindustrie mit 35 Arten Rundholz, Schnittholz, Terrassenholz und verleimten Kanteln sowie die Bauindustrie mit Fassadenholz für die Marke „Natural Cladding“.

Mit letzterer hat er 2022 erstmals eine Auszeichnung gewonnen. Der unter Holzfachleuten renommierte Callwey-Verlag vergab die „Lösung des Jahres“ an Natural-Cladding-Fassadenhölzer.

Ein Preis, auf den Schmidt stolz ist, weil er ihn in seinem Handeln bestärkt. Immer wieder ist er gefragter Redner bei Fachkongressen, wo er seine langjährige Erfahrung mit Tropenholz weitergibt und für nachhaltigen Klimaschutz wirbt: „Unser Leitspruch ist ‚Mit uns hat Holz Zukunft‘ und daran glaube ich.“

Wie wichtig eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ist, zeigt auch ein anderes Beispiel: Im Regenwald Kongos werden große Waldabschnitte nachhaltig bewirtschaftet. In wissenschaftlichen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass die Population der gefährdete Flachlandgorillas in diesem Areal stärker nachwächst, als im Naturwald.

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