Bremer Umweltinstitut: Schadstoffen auf der Spur
WirtschaftsförderungVon einer studentischen Forschungsgruppe der 1970er Jahre zu einem hochprofessionellen Institut für die Schadstoffanalyse: Die Entwicklung des Bremer Umweltinstituts ist eine echte Erfolgsgeschichte – und sie geht weiter. Jüngst hat das Unternehmen mit Unterstützung der BAB und dem Landesinvestitionsförderprogramm (LIP) in ein hochwertiges Analysegerät investiert, das Flüssigchromatografie mit der Massenspektrometrie kombiniert.
Es begann 1976 mit einem Streit: Eine Forschungsgruppe aus Studenten und Hochschullehrern der Universität Bremen untersuchte Trinkwasser, das damals aus Weserwasser aufbereitet wurde. Die Gruppe wies nicht nur gesundheitsschädliche Chlorverbindungen nach (entstanden aufgrund der hohen Salzfrachten der Weser), sondern diskutierte auch öffentlich die Folgen dieser Befunde. Der Bremer Senat war wenig begeistert und wollte die Warnungen der Wissenschaftler zunächst nicht glauben. Aber nachdem unabhängige Gutachter die Ergebnisse bestätigt hatten, wurde die Trinkwasserversorgung Anfang der 1980er Jahre auf ungechlortes Grundwasser umgestellt.
Von der Forschungsgruppe zur GmbH
Beflügelt von ihrem Erfolg wollten sich die Studenten von der Universität abkoppeln und weiter Schadstoffe analysieren und bewerten. 1981 gründeten sie eine GbR aus der 1983 mit dem Bremer Umweltinstitut e.V. ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in der Wielandstraße im Bremer Viertel wurde. „Wir waren sozusagen eins der ersten Outsourcing-Projekte der Uni“, sagt Michael Köhler. Der Diplom-Biologe arbeitet heute als Sachverständiger für Innenraumschadstoffe und Probenehmer im Institut.Zusätzlich zum Verein Bremer Umweltinstitut wurde 1992 die Bremer Umweltinstitut GmbH gegründet. Somit hat der Verein bis heute seine Gemeinnützigkeit behalten, die Grundlage der kostenlosen Verbraucherberatung und Umweltforschung ist. Über die GmbH läuft der Geschäftsbetrieb zur Bearbeitung von Aufträgen beispielsweise aus öffentlicher Hand und Industrie. Seit 1998 sind Dr. Norbert Weis und Ulrike Siemers Geschäftsführer der Bremer Umweltinstitut GmbH. 2004 zogen Verein und GmbH vom Altbau in der Wielandstraße in das BITZ im Technologiepark Bremen, um mehr Platz für Labore und Prüfkammern zu haben.
Bedarf an Asbestuntersuchungen ist groß
Seit inzwischen mehr als 20 Jahren liegt ein Schwerpunkt des Instituts in der Beratung, dem Aufspüren, der Untersuchung und Bewertung von Innenraumschadstoffe (Bereich Gebäudeuntersuchungen) sowie der Untersuchung von Textilien und Ledern sowie weiteren Bedarfsgegenständen (Bereich Produktprüfungen). Neben Know-how und langjähriger Erfahrung der insgesamt rund 30 Mitarbeiter verfügt das Institut über zahlreiche eigene Laboratorien wie zum Beispiel nasschemische Labore, mikrobiologische Labore, Asbestlabor, Geruchslabor und Emissionslabor.
„Asbest ist seit einigen Jahren wieder ein großes Thema“, sagt Köhler. „Man hat festgestellt, dass in Spachtelmasse und Strukturfarben, die Maler bis 1992 verwendet haben, zum Teil Asbest enthalten ist. Dieser kann bei der Bearbeitung durch Schleifen etc. freigesetzt werden, so dass auch Arbeitsplatzgrenzwerte überschritten werden. Darum lässt das Land Niedersachsen alle landeseigenen Gebäude vor Umbaumaßnahmen überprüfen.“ Aber auch Privatpersonen beauftragen das Umweltinstitut, wenn sie zum Beispiel merkwürdige Gerüche wahrnehmen, Schimmelpilze an der Wand entdecken oder sich ohne ersichtlichen Grund in einem Raum nicht wohlfühlen.
Bei allen Schritten von der Probenentnahme über die Analyse bis zur Dokumentation ist sorgfältiges Arbeiten gefragt. Das Umweltinstitut hat seine Qualität durch externe Gutachter der Deutschen Akkkreditierungsstelle (DAkkS) prüfen lassen und wurde nach der international gültigen DIN EN ISO/IEC 17.025 akkreditiert.
Investition in ein hochwertiges Analysegerät
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Analyse von Textilien, Leder, Baumaterialen und anderen Produkten. Diese Analysen werden allerdings nicht für den Endverbraucher, sondern im Allgemeinen für die Hersteller ausgeführt. Sie benötigen bestimmte Prüfungen und Nachweise, wenn sie zum Beispiel ihre Waren nach den Standards von IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft) oder GOTS (Global Organic Textile Standard) zertifizieren lassen wollen.
Für die Analyse wird etwa ein kleines Stück aus einem Pullover herausgeschnitten und mit Lösungsmitteln so erhitzt, dass ein Extrakt gewonnen wird. Das wird dann im weiteren Verfahren analysiert. „Wir müssen uns und unsere Verfahren immer weiter entwickeln, da es auch immer wieder neue Schadstoffe gibt, die herausgefiltert werden müssen“, erzählt Köhler. Darum hat das Bremer Umweltinstitut jüngst in ein hochwertiges Analysegerät investiert, das Flüssigchromatografie mit der Massenspektrometrie kombiniert. „Mit dem Gerät können wir weitere Verfahren weiter entwickeln, um weitere Schadstoffe zu finden. Dafür mussten wir bislang externe Labore beauftragen“, sagt Köhler. Mit der Investition in das Gerät allein, das in etwa so viel wert ist wie ein Einfamilienhaus, ist es nicht getan. „Wir haben extra einen Mitarbeiter eingestellt, der schon bei der Auswahl des Modells involviert war und Anwenderseminare besucht hat.“ Es reicht nämlich nicht, das Extrakt einfach von den Geräten analysieren zu lassen. Es müssen zuvor Standards und viele weitere Daten eingegeben werden, damit man Basiswerte zum Vergleich hat. „Unsere Kompetenz bei allen unseren Analysen ist, dass wir nicht nur prüfen, sondern die Ergebnisse auch bewerten und einordnen können.“Förderung durch das Landesinvestitionsförderprogramm (LIP)Bei der Investition wurde das Bremer Umweltinstitut von der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven mit dem Landesinvestitionsförderprogramm unterstützt. Mit dem Programm werden insbesondere kleine und mittlere Unternehmen aus dem Land Bremen zum Beispiel bei Erweiterung ihrer Betriebsstätte oder bei Investitionen in Wirtschaftsgüter mit einem Förderdarlehen zu einem vergünstigten Zinssatz und in Einzelfällen auch mit einem Zuschuss gefördert. „Wir freuen uns, dass wir mit dem Programm ein erfolgreiches Bremer Unternehmen, das sich zudem für den Umweltschutz und den Schutz von Menschen vor Schadstoffen einsetzt, unterstützen konnten“, sagt Ina Meier-Buick von der BAB.
Förderung durch das Landesinvestitionsförderprogramm (LIP)
Bei der Investition wurde das Bremer Umweltinstitut von der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven mit dem Landesinvestitionsförderprogramm unterstützt. Mit dem Programm werden insbesondere kleine und mittlere Unternehmen aus dem Land Bremen zum Beispiel bei Erweiterung ihrer Betriebsstätte oder bei Investitionen in Wirtschaftsgüter mit einem Förderdarlehen zu einem vergünstigten Zinssatz und in Einzelfällen auch mit einem Zuschuss gefördert. „Wir freuen uns, dass wir mit dem Programm ein erfolgreiches Bremer Unternehmen, das sich zudem für den Umweltschutz und den Schutz von Menschen vor Schadstoffen einsetzt, unterstützen konnten“, sagt Ina Meier-Buick von der BAB.
Schadstoffanalysen für die Raumfahrt
Neben den Analysen ist das Bremer Umweltinstitut auch in der Forschung aktiv, so gibt es zum Beispiel immer wieder innovative Forschungsprojekte an der Uni Bremen, an denen auch Mitarbeiter des Institut beteiligt sind.Spannend sind die Analysen im Auftrag der Raumfahrt: Das Bremer Umweltinstitut ist deutschlandweit das einzige Institut, das von Europäischen Raumfahrtagentur ESA zertifiziert wurde, Schadstoffprüfungen im Bereich der internationalen bemannten Raumfahrt durchzuführen. Dabei handelt es sich um sogenannte Offgassing-Test, bei denen geprüft wird, ob das Material Schadstoffe in die Umgebung abgibt. „Das ist wichtig, weil man auf der Internationalen Raumstation ja nicht einfach das Fenster öffnen und lüften kann“, sagt Köhler. So wurden unter anderem Teile des Columbusmoduls für die ISS im Prüfkammersystem der Umweltinstituts getestet.
Ausführliche Informationen und Ansprechpartner für das Bremer Innovations- und Technologiezentrum BITZ im Technologiepark Bremen sind hier erhältlich.
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