Landwirtschaft ist heute eine hochautomatisierte Industrie. Ein Teil der Pflanzen wird klassisch ausgesät, um bis zur Ernte auf dem Feld zu wachsen. Nutzpflanzen wie Kartoffeln oder Zuckerrohr oder Obstgewächse wie Blaubeeren oder Ananas entstehen heute zunehmend im Labor, bevor sie auf dem Feld zur Reife gebracht werden.Man spricht hier von „vegetativer Vermehrung“ – Ableger, Sprösslinge oder Stecklinge, die von erwachsenen Pflanzen abgetrennt und großgezogen werden. Aus einer Mutter-Pflanze entstehen so gleich mehrere neue und identische Gewächse.
Ein Milliardengeschäft. Das bisher vor allem in Niedriglohnländern stattfindet. Denn diese Ableger (auch Klone genannt) zu produzieren ist heute eine aufwendige und damit teure Handarbeit, die bisher noch keine Maschine übernehmen konnte.Hier kommt der RoboCut ins Spiel, eine Eigenentwicklung des Bremer Pflanzenzüchters Bock Bio Science. Die Maschine ist eine vollautomatische Produktionszelle, vollgepackt mit modernster Technik: Automatische 3D-Bilderkennungsalgorithmen und eine künstliche Intelligenz scannen die Mutterpflanze und suchen die idealen Trennstellen, ein Laser schneidet Ableger, eine Roboterpinzette verpflanzt diese in Nährboden.Und das Schlag auf Schlag: 600 Pflanzen in der Stunde oder rund eine Million pro Jahr schafft der Roboter.
„Was wir geschafft haben, galt bisher als unmöglich“, sagt Stephan von Rundstedt, Geschäftsführender Gesellschafter von Bock Bio Science stolz. Acht Jahre lang tüftelte das Bremer Familienunternehmen an Prototypen, setzte auf gerade in Entstehung befindliche Technologien wie Deep Neural Networks. Jetzt geht es auf die Zielgerade: Im November 2019 soll die erste Serienmaschine vom Band laufen, die beim niedersächsischen Maschinenbauer DMP in Auftragsfertigung entsteht.
„Der Roboter ermöglicht es uns erstmals, wirtschaftlich in Industrieländern zu produzieren“, erklärt von Rundstedt. Das spart zugleich CO2-Emissionen sowie Pestizide. CO2-Emissionen, weil Setzlinge nicht länger per Flugzeug aus Niedriglohnländern zurück in die Industrieländer transportiert werden müssen, um dort angebaut zu werden. Und Pestizide, weil die Maschine absolut steril arbeitet und so die Übertragung von Krankheiten verhindern kann. Das ergibt widerstandfähigere Pflanzen.Auch bei der Corporate Social Responsibility, dem ethisch und ökologisch korrekten Wirtschaften, hilft das neue System: „Endkunden legen beim Einkauf zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit. Dank der Effizienz von RoboCut verlegen wir die Produktion nach Deutschland und können so nachhaltige Wirtschaftswege und faire Produktionsbedingungen garantieren“, so Rundstedt.
Eine ideale Kombination und darum auch ein würdiger Preisträger des Bremer Umweltpreis 2019. Dieser Meinung ist auch Ralf Stapp, Geschäftsführer der BAB − Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven, welche den Wettbewerb ausrichtet: „Bei Bock Bio Science gehen Ökologie und Ökonomie Hand in Hand. RoboCut ist ein innovativer Ansatz made in Bremen, der zeigt, wie nachhaltiges Wirtschaften, Innovation und unternehmerischer Erfolg eng miteinander verknüpft werden können.“Der Bremer Umweltpreis unterstützt Unternehmen im nachhaltigen Wirtschaften und will zugleich die Wettbewerbsfähigkeit der Region steigern. Seit 2003 wird unter der Schirmherrschaft des Bremer Umweltressorts der Preis und in Kooperation mit dem Netzwerk Umwelt Unternehmen verliehen.
Die Bremer Senatorin für Klimaschutz und Umwelt Dr. Maike Schaefer zeigte sich bei der Preisverleihung begeistert vom Erfindergeist des Unternehmens: „Bock Bio Science ist es gelungen, eine technische Innovation zu entwickeln, deren Umweltwirkung als zukunftsweisend für die Bioökonomie bewertet werden kann. Das hat überregionale Signalwirkung!“
Mehr Informationen zum Bremer Umweltpreis: https://www.bab-bremen.de/aktuelles/bremer-umweltpreis.html
Mehr über den Bremer Umweltpreis bei Björn Jantzen, bjoern.jantzen@bab-bremen.de oder https://www.bab-bremen.de/aktuelles/bremer-umweltpreis.html
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